Sassenberger Joseph-Uphues-Museum im „Zollhaus“ erwirbt mit Bürgerspenden den „Adlerjäger“
Im März 2022 wurde im Sassenberger „Alten Zollhaus“ ein Gedenkzimmer mit Originalwerken des in Sassenberg geborenen, namhaften wilhelminischen Bildhauers Joseph Uphues (1850-1911) eröffnet. Neben den Kunstwerken findet man dort nun eine ausführliche Text- und Bilddokumentation zum Leben und umfangreichen Schaffen dieses be¬deutenden Künstlers.
Zwei Jahre später, im März 2024, wurde es noch einmal spannend. Ein Vereinsmitglied, der Historiker Rolf Hartmann, hatte in Münster beim Antiquitätenhändler Daniel Meyer (bekannt durch seine Mitwirkung in der regelmäßigen Fernsehsendung „Bares für Rares“) zufällig ein Kunstwerk entdeckt, dessen Schöpfer zweifels¬frei Joseph Uphues sein musste, die Bronzeplastik „Adlerjäger“.
Der „Adlerjäger“ entstand 1892, acht Jahre nach dem berühmten „Bogenschützen“ von Joseph Uphues, welcher schon im Museum in Sassenberg zu sehen ist. Mit dem „Bogenschützen“ hatte der spätere Professor Joseph Uphues seine erfolgreiche Karriere begonnen und war 1888 bei der Weltausstellung in Melbourne mit der Goldmedaille ausgezeichnet worden. Dadurch wurde er einem interessierten Fachpublikum erstmals bekannt.
In dieser Zeit entstand auch die vielbeachtete Sabinergruppe (heute im Stadtpark in Düren). Zahlreiche Aufträge für Denkmäler, Büsten und Grabgestaltungen folgten. Viele sind aktuell noch zu bewundern und stehen unter Denkmalschutz, wie z.B. die Moltke-Statue an der Siegessäule in Berlin oder einige Grabgestaltungen auf Friedhöfen in Berlin und Düren.
Möglicherweise stellte Joseph Uphues diese neue Plastik „Adlerjäger“ unter dem Begriff „Erlegt“ 1892 aus. Laut der Dissertation (1980) von Brigitte Kaul über Joseph Uphues gibt es nicht viele (zu dieser Zeit nur zwei nachgewiesene) erhaltene Exemplare dieser Skulptur. Mittlerweile scheinen allerdings mehr Exemplare bekannt geworden zu sein. Mit dieser Figur wandte sich Josef Uphues einem beliebten zeitgenössischem Thema zu, basierend auf der griechischen Mythologie, gab es zahlreiche kunstvoll gestaltete Adlerjäger verschiedener Künstler Ende des 19. Jahrhunderts, von denen er sich aber mit seiner Interpretation deutlich unterschied. Seine Figur stellte nicht das Heroische, die stolze Siegesgebärde in den Vordergrund. Der Adler hängt leblos in der Hand des Jägers – die ganze gestalterische Kunst gilt dem Körper des Schützen, welcher sehr detailliert ausgearbeitet mit ähnlicher Haltung und Spannkraft wie der Bogenschützen dargestellt wird. Die Figuren eint der Blick über den Bogen und Pfeil hinaus in die Ferne – ein Ziel vor Augen, das sich dem Betrachter entzieht. Vielleicht richtet sich dieser Blick nicht auf ein Objekt, sondern eher auf die in der Ferne liegenden Zukunft eines kraftvollen Jungen Mannes. Diese Figur als Ganymed aus der griechischen Sagenwelt einzuordnen, wie ein Antiquariat es einmal versuchte, ist aber vermutlich nicht die Intention des Schöpfers gewesen.
Beide Figuren sind jetzt nebeneinander stehend in einer Vitrine im Museum zu betrachten.
Aufgrund der finanziellen Unterstützung durch einzelne Spender und einige Firmen in Sassenberg sowie mit einem kleinen Preisnachlass des Antiquariats Daniel Meyer konnte die Figur dann glücklicherweise erworben werden. Eine echte Bereicherung. Allen Spendern sei ein herzlicher Dank ausgesprochen.
Öffnungszeiten: Jeden Samstag von 14 – 17.00 Uhr, und nach Vereinbarung.